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Ich war 14 Jahre alt, aufgeregt und stolz, denn es war Sommer und ich machte meine erste richtige Reise alleine mit einer Freundin. Reiseziel war Berlin.

Ein paar Monate später rannten die Leute die Grenze ein.

In unsrer Vorstellung bestand Berlin aus etwas, das eigentlich nur Westberlin sein konnte: eine große, bunte, wilde Weltstadt, in der alles geboten ist. Strichermädchen, Clubs und tolle Klamotten - die ganze Coolness aus dem Fernsehen.

Natürlich wussten wir, dass es so etwas wie die DDR gab. Wir wussten auch, dass wir auf einem Bahnhof in Ostberlin ankommen würden, um dann weiter Richtung Westberlin zu fahren. Wir fanden das aufregend und „interessant“; Eine irgendwie weltmännische Erfahrung, die man später mit wissendem Blick erzählen kann.

Aber auf den Schock, der dann kam, weil es tatsächlich so fremd, so absolut anders war, waren wir nicht gefasst. Natürlich gab es eine Grenzkontrolle. Das Geld musste umgetauscht werden, um etwas zu trinken zu kaufen, was wir dann nicht taten. Alles war grau und ärmlich und die Leute sahen so gar nicht nach Deutschen, nach Weltstadt, nach Welt überhaupt aus. Vergleiche lösten sich in Nebel auf. Wir wollten nur noch weiter. Ich glaube, das ganze nennt man einen Kulturschock.

"Mein erster Tag auf der anderen Seite"
(Umfrageergebnisse, München/Denning, Sommer 2005)

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